DER WESTFÄLISCHE HELLWEG
VON PFALZEN, SALZEN UND SCHÄTZEN
Hellweg – darunter versteht man nach der häufigsten Definition einen "lichten Weg", der etwa in Lanzenbreite von Hindernissen frei zu halten war. Es gab im Mittelalter viele solcher Wege, aber die Strecke von Duisburg über Essen, Dortmund und Soest in Richtung Paderborn und zur Weser verdankt ihren besonderen Ruhm vor allem Karl dem Großen. Historiker glauben, dass er hier einst gegen die Sachsen zog. Unzweifelhaft ist jedenfalls, dass Karl am Hellweg eine bedeutende Pfalzanlage erbauen ließ. Im Paderborner "Museum in der Kaiserpfalz" erfährt man mehr über diesen weltgeschichtlichen Ort, an dem es 799 n. Chr. zur Begegnung mit Papst Leo III. kam, der den Frankenherrscher ein Jahr später in Rom zum Kaiser krönte.
Glanz des Mittelalters
Nach Karl dem Großen reisten noch viele mittelalterliche Monarchen auf dem Hellweg. Zuletzt war es Karl IV., der 1377 auf dem Ostenhellweg in Dortmund einzog, geleitet von 200 Reitern, die ihm bis Unna entgegengeritten waren. Vor allem aber nutzten Pilger und Handwerker die Strecke, und es wurden Waren auf diesem Abschnitt der nordeuropäischen Fernhandelsverbindungen zwischen Flandern und Russland transportiert. Eine besondere Rolle spielte das von mehreren Salinen am Hellweg erzeugte Salz, weshalb manche glauben, es müsse eigentlich "Hallweg", das heißt Salzweg, heißen. Wissenschaftlich ist das nicht korrekt, aber als Eselsbrücke kann es trotzdem dienen.
Kurorte wie Bad Sassendorf oder Bad Westernkotten profitieren noch heute von ihren Solequellen.Doch neben dem weißen spielte auch das ganz reale Gold am Hellweg eine wichtige Rolle. Der 1952 gefundene Goldschatz von Unna beweist es: Seine 250 schimmernden Goldmünzen künden von weit verzweigten Handelsbeziehungen – mit Gulden aus Prag, Wien, Salzburg, Budapest und Lübeck, "goldenen Schilden" aus Paris und Antwerpen und sogar mit einem seltenen englischen "Noble". Dabei war Unna nicht der bedeutendste Hellwegort. Diese Rolle teilten sich die Reichsstadt Dortmund und die ehemals sehr mächtige Hansestadt Soest, die mit ihren vielen historischen Bauten aus grünem Sandstein heute eine Attraktion für Geschichtsfans ist. Soest focht Mitte des 15. Jahrhunderts gegen den Kölner Erzbischof sogar eine der größten Fehden des Mittelalters aus!
Ein Weg als Mythos
Angesichts all der vielen Geschichten wurde der Hellweg über seine reale Bedeutung hinaus irgendwann zum Mythos. Im 19. Jahrhundert behaupteten zum Beispiel die Planer der Eisenbahnstrecke Dortmund – Soest, sie würden mit ihren Schienen "einer der ältesten Weltstraßen ihre alten Rechte wiedergeben". Den Komfort einer Zugfahrtbot der mittelalterliche Hellweg aber ganz gewiss nie. Zwar zeigte ein vor einigen Jahren in Paderborn ausgegrabenes Stück Wegstrecke ein sorgfältiges Steinpflaster. Doch außerhalb der Städte musste man sich auf einer rumpligen, fast immer unbefestigten und recht schmalen Trasse mühsam vorankämpfen. Die Menschen des Mittelalters wussten, warum sie beim Reisen möglichst auf Wasserläufe auswichen, auch wenn Landwege unverzichtbar blieben. Viel leichter hatte es da der Dichter Karl Immermann, der 1839 schrieb: "Wenn der Mensch bei sich fertig ist / so gehen seine Gedanken wandern mit den Wolken, die da ziehen / und mit den Lastwagen, die vorbeifahren über den Hellweg."
Fotos: Archiv Peter Sukkau

Wie sah er außerhalb der Städte nun eigentlich genau aus, der sagenumwobene Hellweg? Einen Eindruck kann man sich zum Beispiel im Dorf Lohne bei Bad Sassendorf verschaffen. Um diesen und andere sehenswerte Punkte in der Kulturlandschaft zu finden, helfen neuerdings acht Rad- und Wanderrouten durch die Hellwegbörden rund um Soest. Den Erlebnisführer gibt es für wenige Euro als regenfeste Broschüre oder auch als kostenlosen Download. Erarbeitet wurde er vom Projekt "Kulturlandschaft Hellweg", einer Initiative des Soester Kreisheimatpflegers Peter Sukkau. Das Ziel: Den Blick zu öffnen für historisch bedeutende Elemente unserer Kulturlandschaft wie Hohlwege oder Steinbrüche, aber auch für Gebäude und die technischen Denkmäler der Salzgewinnung am Hellweg. Ehrenamtliche Helfer aus insgesamt elf Heimatvereinen sorgten für die Erfassung der historischen Spuren, auf die nun auch Infotafeln hinweisen. Zudem wurden die Landschaftselemente in das neue Internetportal "GeodatenKultur" des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe eingetragen. Nur eins verraten leider weder Broschüre noch Internet: Den Standort des hohlen Baumes, in dem einst der "Jäger von Soest" seine Schätze verbarg. Der besser als Simplicius Simplicissimus bekannte Romanheld aus dem 17. Jahrhundert erlebte seine Abenteuer in der Soester Börde auch schon in einem TV-Mehrteiler mit Matthias Habich.
Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2015/2
Kommentare
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Sehr geehrte Damen und Herrn,
ich finde es sehr schade, dass ich bislang von keiner kontaktierten Stelle eine Antwort auf meinen Hinweis erhalten habe, dass ich im Duisburger Stadtwald wenige gut erhaltene hundert Meter des Hellwegs vermute. Man kann zum Hellweg lesen, dass er meist über Anhöhen verlief, um Bachläufe auf der Strecke nicht in Kauf nehmen zu müssen.
Der Klöcknerweg liegt etwas oberhalb der Mülheimer Straße, auf deren Verlauf der Hellweg in Karten eingezeichnet zu sein scheint [...] mehr
Bild: Klöcknerweg oder Hellweg

