

Wer in NRW lebt, hat die Stimme von Meinhard Zanger mit Sicherheit schon einmal gehört. Denn der Intendant des Borchert Theaters ist beim WDR unter anderem regelmäßig als Nachrichtensprecher zu hören.
Bild: WBT
Eine Wanderbühne ist das Wolfgang Borchert Theater in Münster nicht, wohl aber hat es schon an unterschiedlichsten Stellen der Stadt residiert – am zentralen Prinzipalmarkt ebenso wie im Hauptbahnhof und am Kanalhafen. Nun ist der Bühnenbetrieb von der einen Hafenseite auf die andere umgezogen, und die Vorstellungen werden fortan nicht mehr in einer ehemaligen Molkerei, sondern in einem ehemaligen Getreidespeicher gegeben. Ungewöhnliche Spielstätten betrachtet das hoch gelobte Theater als kreative Herausforderung: Als man 2012 den Sommer-nachtstraum von William Shakespeare inszenierte,
da fanden die gefeierten Aufführungen im stillgelegten Münsteraner Gasometer statt.

Bild: Kyoung-Jae Cho
Unter der Bezeichnung "Theater im kleinen Raum" nahm 1956 alles seinen Anfang, später sprach man vom "Zimmertheater", 1982 erfolgte dann die Benennung nach dem Autor des berühmten Nachkriegs-dramas "Draußen vor der Tür". Das Wolfgang Borchert Theater ist eines der ältesten und renommiertesten Privattheater Deutsch-lands. Mit zeitgenössischen Stücken und eigenwilligen Klassiker-inszenierungen zieht es rund 30.000 Zuschauer pro Jahr an. Kein Wunder, dass das Haus, das zwar immer noch eine Kammerbüne, aber längst kein Zimmertheater mehr ist, eine neue Spielstätte mit mehr Entfaltungsmöglichkeiten anstrebte. In einem denkmalgeschützten Getreidespeicher am alten Hafenbecken des 1899 eröffneten Dortmund-Ems-Kanals gibt es nun knapp 150 statt der bisher 100 Zuschauerplätze. Auch Barrierefreiheit sowie der Einbau einer Schwerhörigenanlage gehören zu den Besonderheiten des Theaters.
Die letzte Sourée zum Neubeginn


In einem alten Hafenspeicher fand das Borchert Theater auch mithilfe der NRW-Stiftung seine neue Spielstätte. Eine Tafel erinnert künftig an die jüdische Familie Flechtheim.
Bild: WBT
Ohne die feste Verankerung des "WBT" im Münsteraner Kulturleben und ohne seinen engagierten Förderverein – zu dessen Vorstand unter anderem der ehemalige Olympia-springreiter Hendrik Snoek zählt – wären die Zukunftspläne nicht realisierbar gewesen. Doch so konnte im September 2014 die Neueröffnung mit einem besonderen Stück gefeiert werden: "Die letzte Soirée" dreht sich um den jüdischen Kunstsammler, Kunsthändler und Verleger Alfred Flechtheim (1878 – 1937), der 1933 vor den Nationalsozialisten nach London floh. Flechtheim stammte aus der Münsteraner Kaufmannsfamilie, die auch den Speicher erbauen ließ, in dem das Wolfgang Borchert Theater nun einen neuen Akt seiner Geschichte begonnen hat.
Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2014/2
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