KALKOFEN IN WARSTEIN-SUTTROP
DIAMANTEN UND HEISSE ÖFEN


Mit ein paar echten Diamanten in der Tasche hätten Willi Finger und seine Mitstreiter vom Heimatverein Suttrop ihren Traum, einen historischen Kalkofen zu rekonstruieren, sicher viel leichter realisieren können. Doch leider heißen die "Suttroper Diamanten" nur im Volksmund so. In Wirklichkeit handelt es sich um Quarzkristalle, die die Natur vor rund 25 Millionen Jahren so regelmäßig geformt hat, als seien sie von menschlicher Hand geschliffen – was auch ihren populären Namen erklärt.
In der Natur findet man die sechskantigen Quarze mit den Doppelspitzen zwar nur noch selten, dafür aber sind sie in fast allen großen Naturkundemuseen der Welt vertreten. In ihrer Suttroper Heimat hat man ihnen im "Diamantenpark" – einem kleinen geologischen Lehrpfad – sogar ein eigenes Denkmal gesetzt. Doch erst in der nahen Umgebung zeigt sich in großen Mengen, was Suttrop wirklich "steinreich" gemacht hat: Kalk. In mehreren großen Steinbrüchen ringsum wird Kalkstein abgebaut – und zwar unter Einsatz von Sprengstoff, wie man bei einer "Schausprengung" auch als Zuschauer miterleben kann.
Zwischen Meer und Oper


Doch vor rund 40 Jahren stellte der letzte dieser Öfen seinen Betrieb ein. Weil der Heimatverein Suttrop sich damit nicht abfinden mochte, nahm er die Idee von Willi Finger gern auf, gleich neben dem Diamantenpark einen betriebsfähigen Kalkofen nach historischem Vorbild neu zu errichten. Zusätzlich sollte das Gelände mit Kipploren, Schienen, Werkzeugen und Erläuterungstafeln ausgestattet werden, um so eine lebendige Szenerie rund ums Kalkbrennen aufzubauen.
Heiße Phase
Über 60 begeisterte Helfer steckten fast 10.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit in das Projekt. Gerade viele junge Leute waren kaum noch "hinter dem Ofen hervorzulocken" – weil sie mit großem Engagement dahinterstanden! Und so ging die Anlage im August 2008 beim ersten "Suttroper Kalkfest" buchstäblich in ihre "heiße Phase". Bis zu 1.000 Grad Hitze sind notwendig, damit aus Kalkstein das Kohlendioxid entweicht und auf diese Weise Branntkalk entsteht. Der muss vor Gebrauch übrigens unbedingt "gelöscht", d.h. auf kontrollierte Weise mit Wasser in Verbindung gebracht werden. Andernfalls droht sehr reale Gefahr, denn beim unvermittelten Kontakt von ungelöschtem Kalk mit Wasser können sich Temperaturen von vielen hundert Grad entwickeln.
Der Suttroper Kalkofen zeigt, dass sich Geschichte nicht nur erzählen, sondern durch gemeinsames Engagement auch erleben lässt. Was nicht heißen soll, es gäbe nichts Bemerkenswertes mehr zu erzählen – über die Arbeit in den Kalksteinbrüchen beispielsweise oder auch über die Natur, die darin blüht. In einem kleinen Ausstellungsschuppen direkt neben dem Kalkofen finden Neugierige daher anhand von Originalgegenständen und Schautafeln noch viele weitere Informationen. Denn mit dem Wissensdurst ist es genauso wie mit dem Kalk: Man sollte ihn löschen.

Industrie im Wald
Warstein und Suttrop liegen mitten im Naturpark Arnsberger Wald. Trotz dieser eher abgeschiedenen Lage konnten sich hier aber aufgrund des Holz- und Wasserreichtums und unterschiedlicher Bodenschätze erfolgreiche Industrien entwickeln. Die Gewinnung von Kalkstein ist nur eine davon. Besonders bekannt ist heute der große Brauereibetrieb in Warstein. Doch hat die Gegend auch eine große Tradition im Bergbau und in der Metallverarbeitung. Interessante Punkte lassen sich auf dem "Warsteiner Weg der Montangeschichte" bequem erwandern. Besonders lohnend ist dabei der Besuch des "Hauses Kupferhammer" – einer Unternehmervilla, die ihre Innenausstattung aus dem 19. Jahrhundert noch weitgehend bewahrt hat. In einer Vitrine findet man hier aber auch ein paar besonders schöne "Suttroper Diamanten".Stand der Angaben: Magazin der NRW-Stiftung 3/2008
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