ARMILLARSPHÄRE DES CASPAR VOPELIUS
EIN HIMMELSGESCHENK FÜR MEDEBACH


Eigentlich hieß Caspar Vopelius gar nicht Vopelius, sondern Vopel oder vielleicht auch Vöpell. Doch wie viele andere Gelehrte seiner Zeit bevorzugte er es, seinem Namen eine lateinische Form zu geben, um ihn gebildeter klingen zu lassen und ihm ein "internationales Flair" zu verleihen. Seine Herkunft aber hat der gebürtige Sauerländer trotzdem nie vergessen, unterschrieb er doch oftmals mit "Caspar Vopelius Medebach" und trug seinen Geburtsort u. a. auch in eine der von ihm gezeichneten Europakarten ein.
Medebach gehörte zu Lebzeiten von Vopelius zum "kölnischen Westfalen", denn der Kölner Erzbischof war hier Landesherr. Der junge Caspar ging folglich zum Studium in die Domstadt und wurde dort 1532 Mathematikprofessor. Sein beruflicher Erfolg als Lehrer und als "kunstreicher und wohlerfahrener Geograf" erlaubte es ihm, das Bürgerrecht zu erwerben, ein Haus in der Kölner Schildergasse anzukaufen und die Tochter eines Buchdruckers zu heiraten. Nicht zuletzt seine kartografischen Arbeiten verschafften Vopelius großes Ansehen – darunter vor allem eine berühmt gewordene Rheinkarte aus dem Jahr 1555. Doch schon 1561 starb er im Alter von nur fünfzig Jahren. Zu den Werken, die er der Nachwelt hinterließ, gehörten auch mehrere "Armillarsphären" – Instrumente, die Astronomie und kostbares Kunsthandwerk auf eindrucksvolle Weise miteinander verbinden.
Von Himmelskreisen und Dunstkugeln
Armillarsphäre – schon das Wort klingt schwierig. Vielleicht sollte man sich besser an die alte deutsche Bezeichnung "Ringkugel" halten, die nicht nur leichter auszusprechen ist, sondern auch die Sache exakt trifft. Denn "Armilla" heißt auf Deutsch nichts anderes als Reif oder Ring und "Sphäre" ist das griechische Wort für Kugel – weshalb übrigens auch die viel beschworene "Atmosphäre" wörtlich übersetzt einfach eine "Dunstkugel" ist. Dass die Armillarsphäre des Caspar Vopelius eine Ringkugel ist, lässt sich unschwer erkennen. In ihrem Zentrum steht die Erde. Aber was stellen die Ringe dar? Nicht etwa Planetenbahnen, wie man vielleicht annehmen könnte. Es handelt sich vielmehr um die wichtigsten "Himmelskreise", also zum Beispiel den Lauf, den die Sonne während eines Jahres durch die zwölf Sternbilder des Tierkreises nimmt. Neben dieser Sonnenbahn – "Ekliptik" genannt – ist vor allem der himmlische "Äquator" von Bedeutung, der in der gleichen Ebene liegt wie der irdische.



Die Stadt Medebach liegt im Hochsauerland am Fuße des Rothaargebirges. Im Mittelalter hatte die kleine Hansestadt zeitweilig weitreichende Handelsverbindungen bis nach Visby, Reval und Nowgorod. Doch viele Zerstörungen und Brände unterbrachen ihre Entwicklung immer wieder. Heute leben in Medebach rund 8.500 Einwohner. Die ländliche Umgebung lockt im Sommer viele Wanderer, im Winter Skifahrer an. Für Naturliebhaber ist die Medebacher Bucht von besonderer Bedeutung. Sie wurde im Jahr 2000 vom Land Nordrhein-Westfalen auf einer Fläche von knapp 14.000 Hektar als Europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen, in dem Vogelarten wie Neuntöter, Schwarzstorch und Raufußkauz einen Lebensraum finden. In Medebach lohnt sich auch der Kulturwanderweg "Auf den Spuren des Klosters Glindfeld" oder ein Besuch in der "Dreggestobe", einer Drechslerwerkstatt im Heimathaus von Düdinghausen. Beide Einrichtungen wurden von der NRW-Stiftung gefördert. In Medebach-Küstelberg wohnte und arbeitete zeitweilig die bekannte Kochbuchautorin Henriette Davidis (1801 –1876). Sie machte die wohl berühmteste aller Rezeptanweisungen populär: Man nehme …!
Stand der Angaben: Magazin der NRW-Stiftung 2/2008
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