DER FREUDENTHALER SENSENHAMMER IN LEVERKUSEN
MIT HERZ UND HAMMERSCHLAG
Goldene Sicheln, wie sie der Druide Miraculix im Asterixheft mit sich herumträgt, wurden im Freudenthaler Sensenhammer zwar nicht gefertigt. Eine Goldgrube war der Betrieb zu seinen besten Zeiten aber schon. Rund 200.000 Sensen und Sicheln jährlich stellte die Firma "H. P. Kuhlmann Söhne" auf dem Höhepunkt ihrer Produktivität her. 1987 beendete das Unternehmen, dessen Markenzeichen ein Herz war, seine Tätigkeit. Doch zum Glück gründete sich ein Förderverein, um mit ebenso viel Herz die faszinierende Maschinenwelt inmitten eines kompletten Fabrikensembles aus Fertigungshallen, Arbeiterhäusern, Unternehmervilla und Wasserwehr als Museum zu erhalten.
Im Jahr 1778 hatte sich ein erstes Hammerwerk in Freudenthal am Flüsschen Dhünn angesiedelt, erzeugte allerdings noch keine Sensen, sondern Stahlrohlinge für verschiedene Zwecke. Die Produktion von Sicheln und Sensen begann erst 1837 mit der Übernahme durch die Unternehmerfamilie Kuhlmann. Rund 30 Produktionsschritte waren notwendig, um die scheinbar simplen Schneidgeräte herzustellen – Breiten, Aufsetzen, Grautupfen, Klippern und Dengeln sind nur eine Auswahl daraus.
Am Anfang war der Bröckel
Verständlich wird der komplexe Produktionsprozess, wenn man die Stahlstäbe betrachtet, die das Ausgangsmaterial bilden, haben diese "Bröckel" doch noch sehr wenig Ähnlichkeit mit Sicheln oder Sensen. Die Verwandlung vollzieht sich erst durch viele Umformungs-, Härtungs- und Schleifvorgänge. Die dazugehörigen Arbeitsplätze werden im Museum detailliert erklärt, unterstützt durch Sequenzen aus einem historischen Film über die Firma Kuhlmann. Vorgestellt werden außerdem auch einige der Menschen, die an diesen Arbeitsplätzen tätig waren. So etwa die Schleiferin Maria F., die in den 1950er-Jahren mit der ersten Generation sogenannter "Gastarbeiter" aus dem süditalienischen Benevento nach Deutschland kam. Heute wohnt sie als Rentnerin nebenan in einem der Arbeiterhäuser.

200.000 Sensen und Sichel wurden jährlich hergestellt, bis der Mähdrescher sie mehr und mehr verdrängte.Noch bevor Maria F. Italien verließ, war der Sensenfabrikation ein allmählich immer gefährlicherer Widersacher erwachsen. Er stammte aus Westfalen, genauer gesagt aus Harsewinkel bei Gütersloh, wo bis heute die Firma Claas ihren Stammsitz hat. Sie machte 1937 den ersten Mähdrescher Europas serienreif, der inzwischen ein Paradestück im sehenswerten Claas-Firmenmuseum ist. Nach kriegsbedingten Verzögerungen begann die große Zeit der Mähdrescher in Deutschland in den 1950er-Jahren, als auch die ersten selbst fahrenden Modelle auf den Markt kamen. 1968 waren auf deutschen Feldern bereits 150.000 Mähdrescher unterschiedlichster Hersteller unterwegs. Die Epoche der Sensen neigte sich unweigerlich ihrem Ende entgegen. Kein Wunder: Um zu bewältigen, was ein einzelner Mann mit einem Mähdrescher pro Stunde schafft, müssten Sensenarbeiter gleich kompanieweise antreten.
Sensenmann lässt grüßen
Der Freudenthaler Sensenhammer wurde 1987 stillgelegt. Wenn heute Vorführungen auf dem Programm stehen, kann angesichts der dröhnenden und vibrierenden Hämmer von Stille allerdings nach wie vor nicht die Rede sein. Herrscht jedoch wirklich Ruhe, dann entfalten die Hallen mit all den vielen mechanischen Ungetümen eine ganz eigene Wirkung. Fast scheint es, als hätte ein mit Herkuleskräften ausgestatteter Bildhauer das Thema "Heavy Metal" so wörtlich wie möglich genommen, um es in Skulpturen zu gießen. Tatsächlich hat die Kunst im Sensenhammer durchaus ihren Platz, dient er doch auch als Veranstaltungsort für Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerte, Letzteres etwa bei den renommierten Leverkusener Jazztagen. Auch feiern kann man in den Werkshallen, und selbst das Jawort hat sich in dem ungewöhnlichen Ambiente schon so manches Paar gegeben. Wobei hinzuzufügen ist: Bis dass der Sensenmann die glücklich Verheirateten eines möglichst fernen Tages scheidet, dürfen sie den Finsterling gerne noch ein wenig auslachen. Eine kleine Auswahl von "Sensenmann-Karikaturen" in einer Vitrine ist behilflich dabei.
Fotos: Werner Stapelfeldt

Der neue Weiher dient nicht mehr als Stauteich zur Energieerzeugung, Kraft können dafür aber Spaziergänger tanken.Wasserkraft wurde im Sensenhammer lange auch zur Stromerzeugung genutzt. Die Wasserkraftanlage war sogar noch bis 2009 in Betrieb, allerdings längst nicht mehr wirtschaftlich. Außerdem bildete das Wehr für die Fische der Dhünn eine Sperre, was EU-Richtlinien widersprach. Um den Fluss für die Tiere wieder durchgängig zu machen, stimmte der Förderverein des Sensenhammers, vertreten durch Gisela Schäperclaus und Jörg Heyn, einer Umleitung zu. Zugleich wurde aber beschlossen, den dadurch trockenfallenden Stauteich später wiederherzustellen. Die Untere Wasserbehörde, der Wupperverband und der NABU begleiteten das Vorhaben beratend. 2012 war es so weit: Die Freiwillige Feuerwehr Leverkusen-Schlebusch befüllte den neu angelegten Teich erstmals mit Wasser. Inzwischen bildet er mit seinen 2.000 Quadratmetern Fläche und viel Grün wieder eine kleine Oase direkt am Museum.
Im Jahr 1778 hatte sich ein erstes Hammerwerk in Freudenthal am Flüsschen Dhünn angesiedelt, erzeugte allerdings noch keine Sensen, sondern Stahlrohlinge für verschiedene Zwecke. Die Produktion von Sicheln und Sensen begann erst 1837 mit der Übernahme durch die Unternehmerfamilie Kuhlmann. Rund 30 Produktionsschritte waren notwendig, um die scheinbar simplen Schneidgeräte herzustellen – Breiten, Aufsetzen, Grautupfen, Klippern und Dengeln sind nur eine Auswahl daraus.
Am Anfang war der Bröckel
Verständlich wird der komplexe Produktionsprozess, wenn man die Stahlstäbe betrachtet, die das Ausgangsmaterial bilden, haben diese "Bröckel" doch noch sehr wenig Ähnlichkeit mit Sicheln oder Sensen. Die Verwandlung vollzieht sich erst durch viele Umformungs-, Härtungs- und Schleifvorgänge. Die dazugehörigen Arbeitsplätze werden im Museum detailliert erklärt, unterstützt durch Sequenzen aus einem historischen Film über die Firma Kuhlmann. Vorgestellt werden außerdem auch einige der Menschen, die an diesen Arbeitsplätzen tätig waren. So etwa die Schleiferin Maria F., die in den 1950er-Jahren mit der ersten Generation sogenannter "Gastarbeiter" aus dem süditalienischen Benevento nach Deutschland kam. Heute wohnt sie als Rentnerin nebenan in einem der Arbeiterhäuser.


Sensenmann lässt grüßen
Der Freudenthaler Sensenhammer wurde 1987 stillgelegt. Wenn heute Vorführungen auf dem Programm stehen, kann angesichts der dröhnenden und vibrierenden Hämmer von Stille allerdings nach wie vor nicht die Rede sein. Herrscht jedoch wirklich Ruhe, dann entfalten die Hallen mit all den vielen mechanischen Ungetümen eine ganz eigene Wirkung. Fast scheint es, als hätte ein mit Herkuleskräften ausgestatteter Bildhauer das Thema "Heavy Metal" so wörtlich wie möglich genommen, um es in Skulpturen zu gießen. Tatsächlich hat die Kunst im Sensenhammer durchaus ihren Platz, dient er doch auch als Veranstaltungsort für Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerte, Letzteres etwa bei den renommierten Leverkusener Jazztagen. Auch feiern kann man in den Werkshallen, und selbst das Jawort hat sich in dem ungewöhnlichen Ambiente schon so manches Paar gegeben. Wobei hinzuzufügen ist: Bis dass der Sensenmann die glücklich Verheirateten eines möglichst fernen Tages scheidet, dürfen sie den Finsterling gerne noch ein wenig auslachen. Eine kleine Auswahl von "Sensenmann-Karikaturen" in einer Vitrine ist behilflich dabei.
Fotos: Werner Stapelfeldt

Wasser für den Museumsteich


Stand der Angaben: Stiftungsmagazin 2015/2
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