Der Rücken des dicken Rosenkäfers glänzt metallisch, als er in die Blüte tapst. Der Leiterbock fällt in grellem Schwarz-Gelb ins Auge. Ihre Schönheit kann man bewundern, vor langen Antennen und bizarren Rüsseln angenehm schaudern – oder einfach feststellen, dass die 4.700 Käferarten in Nordrhein-Westfalen wichtig sind für die Natur. "Lucanus cervus" oder "Saperda scalaris" sagt Dr. Thomas Wagner, wenn er von Leiterbock und Rosenkäfer spricht. Mit ihm als Vorsitzendem helfen 100 Hobby-Forscher und Profis in der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen – so heißen Käferkundler in der Fachsprache –, die Geheimnisse der Krabbeltiere zu lüften. Wer mitforschen will, ist als Mitglied der AG willkommen.

Blätter und Äste absuchen, neugierig unter Steinen und Brettern nachschauen, Mulm und Moos durchsieben: Wer nach Käfern forscht, hat den Blick fürs Detail. Auch bei der Bestimmung, welche Art nun genau im Käscher oder Lupenbecher gelandet ist. Die Käferforscher zählen Fußglieder, vermessen Antennen – und stellen ihre Erkenntnisse allen Interessierten zur Verfügung. So veröffentlichen sie eine respektable Fachzeitschrift und haben über 1.600 Käferfotos auf ihre Internet-Seite gestellt. Der Käfer-Neuling betrachtet staunend die Tiere in Großaufnahme, in allen Stadien von der Larve bis zum fertigen Tier. Der Käferforscher nutzt die Bilder, um die selbst gefangenen Tiere zu bestimmen. "Grazie per la bellissime foto" oder "fantastic pictures" lassen die Besucher aus aller Welt als Gruß im elektronischen Gästebuch zurück.

Der Bestand der Arten wird nicht gefährdet, wenn einzelne Tiere gefangen werden, sagt Wagner: "Nur durch den Fang können wir Veränderungen des Bestands überhaupt feststellen." Und ob ein Käfer vorkommt oder nicht, sagt viel aus über die ökologische Qualität eines Gebietes. Hobby-Käferer, die das Wühlen in Moos und Erde lieben, mit Akribie ihre manchmal winzig kleinen Fänge bestimmen, sind den Profi-Wissenschaftlern oft eine große Hilfe. "Wenn es die Kompetenz der Amateure und ihre gut dokumentierten Sammeldaten nicht gäbe, dann wäre unser Wissen wahrscheinlich so lückenhaft wie ein von Hausbocklarven zerfressener Balken", sagt Thomas Wagner. 1927 gründete der Jesuitenpater und Doktor der Biologie Felix Rüschkamp mit elf Käfer-Interessierten die Arbeitsgemeinschaft.

Heute sind es an die 100 Käfer-Begeisterte, die auf Exkursionen dem Käfer auf der Spur sind und sich auf Tagungen austauschen. Wer die Begeisterung teilen möchte, findet bei den Rheinischen Koleopterologen immer neue Möglichkeiten. "Wir brauchen keine Sorgen zu haben, dass uns irgendwann die Fragen ausgehen", ist sich Thomas Wagner sicher.
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